Las Canadas del Teide

Im Nationalpark Cañadas del Teide. Vulkangegenden nennt man üblicherweise Mondlandschaft. Doch auf keine andere Landschaft der Welt paßt diese Bezeichnung so gut wie auf den Nationalpark Teneriffas. Man befindet sich dort auf einer Höhe von mindestens 2000 Metern, abgegrenzt durch einen Bergring von der Umgebung. Dort oben hat man das Gefühl, auf einer eigenen Insel zu sein, in einer anderen Welt. Nicht nur das Gestein hat leuchtende Farben in großer Vielfalt, braun und schwarz, weiß und grün, terracotta-rot und sogar bläulich. Da ist die weiße Ebene von Ucanca, die blauen Felsen „los Azulejos“, eine senfgelbe Bergformation „Montaña de Mostaza“, der Fotograf weiß gar nicht, wo er anfangen soll mit dem Einfangen der Motive. Der Nationalpark ist das Zentrum der Insel mit einer ovalen Fläche von 17 x 12 km Durchmesser. Bereits 1954 wurde er zum Nationalpark erklärt. Im Südosten, Süden und Westen bildet eine bis zu 500 m hohe Bergkette die Abgrenzung, die wie eine Suppenschüssel wirkt, aus der im nördlichen Teil ein Stück herausgebrochen ist. Die Region wird Cañadas genannt wegen der flachen Zonen, die durch Auffüllung von Erdspalten und Schluchten mit Erosionsmaterial entstanden sind. Die Lavaströme diverser Vulkanausbrüche, teilweise mehrere Meter hoch als Brocken- oder scharfkantige Felsenformationen durchtrennen das Gebiet. Riesige Gesteinsbrocken aus Basalt ragen allenthalben aus dem Untergrund hervor. Das Gebiet ist jungvulkanisch und wird als noch nicht erloschen angesehen. Der letzte Vulkanausbruch erfolgte erst im Jahre 1909 an der Südwestflanke des umschließenden Bergringes. Neben dem Drachenbaum von Icod de los Vinos sind die Roques de Garcia das beliebteste Fotomotiv der Insel. Sie recken sich wie farbige Finger in den Himmel, von Wind und Wetter glattgeschliffen. Den alten 1000 Peseten-Geldschein zierte dieses Motiv. Vor diese Felsengruppe befindet sich ein Parkplatz, von dem aus man ein Stück heraufsteigen kann und gleich dahinter ein Aussichtsplatz mit einem einmaligen Blick auf die östlich liegende Ebene El Llano Ucanca. Der Besuch der Cañadas ist im Winter und im Sommer besonders empfehlenswert. Schnee liegt oft zwischen Dezember und März auf dem Teide, was einen besonders reizvollen Kontrast zur restlichen Umgebung abgibt. Etwa Anfang Mai beginnen die Taginaste zu blühen, die riesigen, bis zu 3 m hohen schmalen roten Kegel bedecken sich mit winzigen roten Blüten. Ende Mai blüht und duftet dann auch der Teide-Ginster, der weite Flächen des Nationalparks bedeckt. Teneriffa in seinen heutigen Ausmaßen wurde vor etwa 300.000 Jahren gebildet, als ein Vulkanausbruch drei kleinere Inseln im Atlantik zusammenschloß. Der Teide selbst ist noch jünger als dieses Gebiet. Er ist ein Schicht- oder Stufenvulkan, dessen heutige Gestalt sich sich durch mehrere aufeinander folgende Ausbrüche aus demselben Schlot formte, wobei der Berg jedesmal ein wenig wuchs. Die verschiedenen Stufen sind ohne Mühe erkennbar. Als Columbus 1492 während seiner ersten Atlantiküberquerung Teneriffa passierte, soll die Spitze des Berges Feuer gespuckt haben. Dies könnte die Entstehung der heutigen Spitze „El Pilon“ gewesen sein. Der Krater ist mit 80 m Durchmesser eher klein. Er hat noch heute schwefelhaltige Ausdünstungen von bis zu 86 Grad Celsius. Am Westhang des Teide brach 1798 der Chaorro aus und bildete gut sichtbare Öffnungen unterhalb des Kraters Pico Viejo, die „Narices del Teide“ (Nasenlöcher des Teide. Von der Montaña Blanca aus sieht man außerdem gut die sogenannten Eier des Teide (Huevos del Teide), Steinkugeln von mehreren Metern Durchmesser, die bei einer großen Explosion aus dem Kraterschlund geschleudert wurden. Unterschiedliche Ausbruchsformen und viele verschiedene Arten von Zusammensetzung der Lava sind erkennbar, Lapilli-Berge in diversen Farben und Lavaflüsse in Brocken- oder Schollenform. Genauso wichtig wie die Gesteine für die Geologen ist die einzigartige Flora des Nationalparks für die Botaniker. Auf den kanarischen Inseln werden die Gebiete mit jüngerem Lavagestein malpais ,“schlechtes Land“ genannt, wo praktisch keine Pflanzen gedeihen. gedeihen. Die älteren vulkanischen Zonen jedoch sind mit spezialisierten Pflanzen bewachsen, die sich den extremen Bedingungen angepaßt haben. Solche Endemiten sind der Teide-Ginster, die Taginaste wildpretii und das Teide-Veilchen. Weiterhin fallen die hierba pajonera auf, eine Besenrauke mit halbkugelförmigen Büschen, der Teidelack, ein Kreuzblütler mit Blüten in rosa, weiß und blau an einem Zweig , die Teide-Margarite, eine Spezialistin, die nur in großer Höhe von 1.900 bis 2.300 Metern vorkommt, nicht zu vergessen die Teide- Flockenblume, das Teide-Gliedkraut und die Cañada-Pimpinelle. Nach all diesen Pflanzen muß man nicht lange suchen, sie sind im kleinen botanischen Garten des Besucherzentrums am Eingang des Nationalparks zu sehen. Im Besucherzentrum befindet sich auch eine kleine Ausstellung zur Thematik der Geschichte des Nationalparks, der bereits zur Zeit der Ureinwohner gemeinschaftlich als Ziegenweide genutzt wurde. Es fanden sich zahlreiche Zeugnisse aus der Guanchenzeit in Form von Keramikgefäßen, Getreidemühlen aus Stein, sogar Kleidungsstücke und Messer aus Obsidiangestein. Die Guanchen wohnten während der Sommermonate in Höhlen und schlichten Steinhütten und hinterließen ihren Hausrat jeweils den Sommer über. Alexander von Humboldt, der berühmte deutsche Naturforscher und Geograph, bestieg im Jahre 1799 den Teide-Gipfel und hinterließ eine begeisterte Beschreibung dieses Ereignisses.