La Laguna

Die Stadt San Christobal de La Laguna , wie der richtige Name lautet, wurde kurz nach dem Sieg der Spanier über die Guanchen im Jahre 1496 am Ufer eines Sees, den es hier wirklich gab, der aber bereits im 18. Jahrhundert austrocknete, vom Eroberer von Teneriffa – Alonso Fernandez de Lugo gegründet.

La Laguna, das 1510 Stadtrecht bekam, war Hauptstadt nicht nur von Teneriffa, sondern auch der gesamten kanarischen Region. Erst im Jahre 1723, nachdem der Hafen ausgebaut war, wurde die Hauptstadtfunktion von Santa Cruz de Tenerife übernommen.

La Laguna liegt für kanarische Verhältnisse als Stadt sehr hoch – 550 m. Durch diese Höhenlage bedingt kann der Nordostpassat in diese Hochebene einfallen und bewirkt ein für Teneriffa untypisches Klima; kühl, nebel- und regenreich; kein Vergleich mit dem nur 10km entfernten Santa Cruz. Durch dieses Klima ist die Senke von La Laguna aber auch für eine sehr fruchtbare Landwirtschaft ideal: Felder und Wiesen wie in Mitteleuropa, allerdings ohne Winterpause!

Die Stadt wurde überlegt geplant – schachbrettartige Anlage – und hat auch heute noch in vielen Gebäuden, Plätzen und Gärten ihren alten vornehmen und bedeutenden Charakter bewahrt. Es ist eine rein kanarische Stadt. Touristen trifft man nur als Tagesausflügler. La Laguna hat heute ca. 150 000 Einwohner, also auch nach deutschen Maßstäben eine richtige Großstadt.

La Laguna wird auch heute noch von den Canarios als heimliche Hauptstadt angesehen, was vor allem im kulturellen und religiösen Bereich auch seine Berechtigung hat. Hier wurde 1744 die erste kanarische Universität gegründet, die sich heute vor einem internationalen Vergleich nicht scheuen muß, und hier sitzt seit 1818 der Bischof der Kandaren.

Wer auf Teneriffa Urlaub macht, sollte es nicht versäumen, dieser reizvollen Stadt einen Tagesbesuch zu widmen.

Das Stadtgebiet ist ausgedehnt. Auch Bajamar, Punta de Hidalgo und Valle de Guerra gehören verwaltungstechnisch noch dazu. La Laguna ist von Puerto de la Cruz ca. 30 km entfernt und von Santa Cruz nur 10 km, wobei diese 10 km etwas illusionistisch sind, denn beide Städte wachsen immer mehr zusammen. Wenn man auf der Hauptstraße (die neben der Autobahn entlangführt) nach Santa Cruz fährt, kann man heute schon nicht mehr unterscheiden, wo die eine Stadt aufhört und die andere beginnt (ähnliches findet man ja auch im Ruhrgebiet).

Der Nordflughafen „Los Rodeos“ , der bis zum Jahre 1978 der einzige Flughafen Teneriffas war, gehört zu La Laguna, trotz der Ausgedehntheit der Comunidad (Stadtkreis) hat man schon bei der Anlage der Stadt vor 500 Jahren an die Touristen gedacht.

Alle historisch und kulturell interessanten Gebäude, alte Adelspaläste, die wichtigsten Kirchen, Ivluseen und der zentrale Busbahnhof, alles ist auf engem Raum konzentriert und ohne große Mühe zu Fuß zu erreichen.

Ein Vorschlag für Ihren Rundgang: Beginnen wir am besten im Norden mit der ältesten und schönsten Kirche von Teneriffa:

NUESTRA SEñORA DE LA CONCEPCION (Mariä unbefleckte Empfängnis) Diese Kirche, die 1498 erbaut und 1974 restauriert wurde, besitzt einen sehr schönen Turm aus dem 16. Jahrhundert im Mudejarstil. ( Der Mudejarstil ist in Deutschland unbekannt, in den südeuropäischen Ländern und in Nordafrika ist er aber häufig anzutreffen. Man könnte ihn vielleicht so charakterisieren: der Versuch, östliche bzw. arabisches Stilempfinden mit abendländischem, christlichem Inhalt zu füllen. Die bekanntesten Denkmäler im Mudejarstil dürften wohl der Giralda – der Glockenturm der Kathedrale von Sevilla und die Alhambra – der Sultanspalast in Granada sein.) Wenn man die Kirche betritt, gewinnt man erst einen recht düsteren Eindruck,der durch die reiche Holzauskleidung des Innenraumes erzeugt wird. Herausheben möchte ich die aus einem Stück geschnitzte Barockkanzel aus dem 17,Jahrhundert, aus derselben Zeit das Chorgitter und das aus Zedernholz gearbeitete Chorgestühl. Wunderschön auch die Deckenkonstruktion und im linken Seitenschiff ein Taufbecken aus Majolika. Von den vielen Heiligenfiguren möchte ich nur die drei bedeutendste hervorheben: Predilecta (die auserwählte Jungfrau) ist ein Werk von Lujan Perez, einemKünstler aus Gran Canaria. Von dem berühmtesten Bildhauer Teneriffas – Fernando Estevez – (der auch das heutige Gnadenbild der Schwarzen Madonna in Candelaria im Jahre 1826 geschaffen hat) sind unter anderem zu nennen der San Pedro und das Mladonnenbild “ Nuestra Senora de la Concepcio“. Im Licht, das ddrch die gotischen Fenster des Chores einfällt, erstrahlt ein prunkhafter Silberaltar – mehr im Materialwert als im kunstgeschichtlichen Sinne. Nachdem Sie diese Kirche bewundert haben, machen wir einen Spaziergang in Richtung Süden auf einer der Hauptstraßen La Lagunas der Calle Obispo Rey Redondo – diese Straße, die unter dem Namen Calle de la Carrera noch bekannter ist, ist mit ihren Nebenstraßen das Einkaufszentrum der ehemaligen Hauptstadt . Wenn wir drei Querstraßen passiert haben, taucht auf der linken Seite eine eigenartige große Kirche auf, die Bischofskirche von La Laguna.

SANTA IGLESIA CATEDRAL – die ehemalige Pfarrkirche Los Remedios , erbaut im Jahre 1515, wurde durch mehrmaligen Umbau (zuletzt 1904-1919) zur Kathedrale umgestaltet. Die geschlossene Wucht des Baus ist der erste Eindruck, dann bei genauerem Hinsehen entdeckt man ein kurioses Stilgemisch. Auffällig erinnert die neoklassische Fassade an die Kathedrale von Pamplona, dazu kommen dann barocke Seitentürme, gotische Fenster, romanische Türen und korinthisch anmutende Kapitäle. Für Architekturliebhaber empfiehlt sich also ein entschlossenes Augenschließen. Dennoch lohnt es sich, diese Kirche zu betreten. Sehenswert sind zwei wichtige Retabeln (Altaraufsaufsätze): ein barockes Altarbild aus dem 18, Jahrhundert in der Kapelle „Capilla de los Remedios“ und der „Senor de la Columna“ – Neoklassik (18. Jahrhundert). Von den Skulpturen ist eine aus Genua stammende Christusfigur an einer Säule und die beiden Marienfiguren „Virgen de la Luz“ (16. Jahrhundert) und „Virgen de los Remedios“ (15. Jahrhundert) nennenswert. Darüberhinaus natürlich die Statuen an den Seitenaltären von Lujan Perez – Von Fernando Estevez ist die Figur des Santo Christo und die Virgen de Candelaria. Dieser bekannte kanarische Künstler schuf auch den Kreuzweg. An Gemälden ist herauszuheben – Santa Cena (das „Abendmahl“), eine Arbeit von Miranda und das Altarbild mit der „Mutter der immerwährenden Hilfe“ (Los Remedios) von Vos. Die marmorne Kanzel stammt aus dem Jahre 1767. Beachten Sie auch die kunstvollen Silberschmiedearbeiten in der Kirche, die auch über einen reichen Kirchenschatz verfügt, der hauptsächlich aus Silbergeräten besteht. Zum Abschluss dieses Kirchenbesuches werfen Sie bitte noch einen Blick hinter den Hauptaltar, denn dort findet der historisch interessierte Besucher das erstaunlich bescheidene Grab von Alonso Pernandez de Lugo, des Eroberers von Teneriffa und La Palma.

Wieder auf der Straße angekommen, der Calle Obispo Rey Redondo, gehen wir diese nun bis zum Ende hinunter, sie mündet in die Plaza del Adelantado, den wichtigsten und bedeutendsten Platz von La Laguna. Zu erkennen ist dieser Platz an seinem schönen Marmorbrunnen. Um diesen Platz gruppieren sich fünf interessante Gebäude:

Zum Ersten das aus dem 19. Jahrhundert stammende im neoklassizistischen Stil errichtete Rathaus, dessen Fresken die Inselgeschichte zum Inhalt haben. Zum Zweiten der Justizpalast. Zum Dritten der wappengeschmückte im spanischen Kolonialstil gebaute Palast der Marqueses de Villanueva del Prado. Zum Vierten der Palacio de Nava Grimon aus dem 17. Jahrhundert, der an seinem markantem Familienwappen über dem Haupteingang leicht zu erkennen ist. Zum Fünften die Casa de los Capitanes, bei der Sie nicht versäumen sollten, sich den sehenswerten Patio anzuschauen.

In halber Höhe des Platzes an der westlichen Seite zweigt die Calle Santo Domingo ab. Wenn Sie diese ein kleines Stück entlanggehen, haben Sie auf der linken Straßenseite die Kirche des ehemaligen Dominikanerkonvents: Santo Domingo de Guzman , im 16. und 17. Jahrhundert im plataresken Stil errichtet, Den Innenraum dieser Kirche dominiert das Presko von Mariano de Cossio (1948 ), und die Deckentäfelung ist ein schönes Beispiel des Mudejarstils. Der Kirche gehört auch eine wunderschöne Monstranz von Ildefonso de Susa. An figuralem Schmuck sind beachtenswert: Inmaculada de Maragliano ; Cristo en el Sepulcro (16, Jahrhundert ) und der Señor de la Humildad (17. Jahrhundert). Geht man um den Komplex (der heute ein Priesterseminar beherbergt) herum, so sieht man im ehemaligen Klosterhof einen durch Feuer stark beschädigten Drachenbaum, der auf etwa 400 Jahre geschätzt wird. Dieser ist zwar nicht so hoch, dafür hat er aber eine ausladendere Krone als der berühmteste Drachenbaum der Welt, der von Icod de los Vinos. (Bitten Sie den Pförtner des Priesterseminars um Einlaß!)

Zurück zur Plaza del Adelantado folgen wir nun der Calle Nava Grimòn in Richtung Osten bis zur Plaza de San Francisco, dort finden wir die Wallfahrtskirche Santuario de San Miguel de las Victorias, die Kirche des ehemaligen Franziskanerkloster. In ihr befindet sich der gotische „Santissimo Christo de La Laguna“ aus dem 15. Jahrhundert von einem anonymen Künstler aus der Schule von Sevilla gestaltet. Es ist das am meisten verehrte Christusstandbild der Kanaren (Fest am 15. September).

Wenn wir nun auf der Calle Nava Grimòn zurückgehen, zweigt auf der rechten Seite die Calle San Agostin ab (eine Parallelstraße der Calle Obispo Rey Redondo), Diese große Nord -Süd –Straße ist reich an historischen Baudenkmälern: Der Bischofspalast wurde 1664 gebaut, die Casa de Lercaro stammt aus dem 16, Jahrhundert und im ehemaligen Augustinerkloster, dem heutigen Instituto de Canarias „Cabrera Pinto“ war in den ersten Jahren der Gründung (1744) die kanarische Universität unternebracht. Wenn Sie sich bei der Augustinerkirche nach links wenden, gelangen Sie wieder zum Ausgangspunkt unseres Rundganges und zum Busbahnhof.

Natürlich gibt es in La Laguna noch vieles mehr zu sehen. Aber man muß ja nicht ülles mit einem Führer machen, denn jeder sieht mit anderen Augen und jeder wertet anders. Für den Touristen liegt der Reiz dieser Stadt in einem Umherschlendern durch die Stadt, um bei Betrachtung der alten, schönen Paläste und Bäuser, ihrer Balkone und großen Flure, der Plätze den Geist dieser altehrwürdigen, historisch bedeutenen, kirchenreichen Stadt zu erspüren und zu erahnen.