Candelaria

Der Wallfahrtsort der Kanaren liegt malerisch am Meer, auf der südöstlichen Seite Teneriffas.

Um Candelaria und die schwarze Madonnenfigur kreisen viele Legenden und Geschichten. 100 Jahre vor der Christianisierung und der Eroberung durch die Spanier wurde eine hölzerne Madonnenfigur an den Strand gespült, welche dem Guanchenvolk etwas völlig Fremdes wahr. Seit der Zeit verschmelzen Glaube, Aberglaube und Realität in vielen Geschichten. „La Virgen de Candelaria“ wurde in einer Höhle verehrt, bis das Meer sie wieder an sich nahm. (1826 – große Überschwemmung)

In der heutigen Basilika (1959) von Candelaria steht eine wunderschöne Nachbildung eines kanarischen Künstlers, die als Schutzpatronin des gesamten kanarischen Archipels verehrt wird. Besonders Gläubige rutschen auf dem großen Vorplatz auf den Knien zu ihr, um Heil und Segen zu erlangen. Jedes neue Auto läßt man zu bestimmten Zeiten segnen und an Wochenenden liegt ihr ein großes Blumenmeer zu füßen. Höhepunkt ist der 15. August, wo viele Canarios zur Wallfahrt pilgern. Feierliche Prozessionen, Festveranstaltungen und traditionsreiche Schauspiele werden alljährlich mit großer Anteilnahme begangen.

Die neuen Bronzestatuen der ehemals regierenden Gunanchenkönige geben, direkt am Meer aufgereiht, eine beeindruckende Komposition ab.

Das gesamte Bild, die Basilika, der große Platz davor, die Könige und an den Felsen klebende Häuschen, ergibt eine einmalige Atmosphäre dieser Kunst- und Kulturstätte.

Damit dem Besucher die Zeit vom Parkplatz bis zum Wallfahrtsort nicht zu lang wird (10 min.) , sind Geschäfte, Bars, Konditoreien und Souvenirläden, der kleine Bauernmarkt, Buden und Stände an Wochenenden geöffnet. Baden kann man unmittelbar an den schönen, flachen Stränden. Doch täuscht das oft ruhige Meer, welches durch die Strömungen gefährlich werden kann. In der Umgebung gibt es, wie überall in Meeresnähe, gute Fischrestaurants, auch einige Hotels. Wer gern seinen Urlaub im immersonnigen Süden machen möchte, aber für Ausflüge die Nähe des Norden sucht oder auf die sterilen Bettenburgen von las Americas und Los Cristianos verzichten möchte, für den ist Candelaria eine echte Alternative. Die Festlandspanier haben diesen Ort schon lange für sich entdeckt.


Reisebericht Candelaria:

Sie sind herzlich eingeladen, uns heute nach Candelaria zu folgen. Dieser Ort, auf der Ostseite der Insel an der Autopista del Sur direkt am Meer gelegen, wird auch Villa Mariana (Marienstadt) genannt, da er die Basilika der „Virgen de Candelaria“, der Schutzpatronin der Insel, beherbergt. Besonders am Wochenende versammeln sich die Gläubigen der ganzen Insel vor der Marienstatue.

Der Ort selbst besteht aus einem neueren Teil, der in den letzten zehn bis 15 Jahren entstand und nichts Besonderes bietet, sowie einem geschichtsträchtigen alten Teil, der Geschichten zu erzählen weiß, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen.

Candelaria empfängt uns zur Einstimmung erst einmal mit einem prächtigen Verkehrsstau am heutigen Sonntag. Das ist kein besonderes Glück, sondern spielt sich praktisch jeden Sonntag auf ähnliche Weise ab. Auffallend ist auf den ersten Blick, daß hier unter den vielen Menschen kaum Touristen anzutreffen sind. Eigentlich verwunderlich, denn der Ort ist ohne Zweifel einen Besuch wert. Die beeindruckende Basilika oder die neun Bronzestatuen auf dem Vorplatz, die die ehemaligen Guanchenkönige (Ureinwohner) darstellen, der kleine Hafen, die vielen hervorragenden Restaurants, die frischen Fisch und Meeresfrüchte servieren – all das bietet Candelaria.

Und noch etwas anderes offeriert dieser Ort demjenigen, der gelernt hat zu schätzen, was die „Faszination der Langsamkeit“ an Vorteilen für das eigene Selbst bietet. Gemeint war, daß in Candelaria eine beinahe greifbare Ruhe und Gelassenheit in der Luft liegt, obwohl die Straßen voll mit Menschen sind. Sich durch die Gassen treiben lassen, den Atem und Puls des Ortes spüren – ein Erlebnis ganz besonderer Art, wenn man bewußt auf Aktivität verzichtet.

Die Marienstatue „Virgen de la Candelaria“ wurde angeblich um 1400 von Hirten des damaligen Guanchenkönigs (Mencey) Acamayo in einer Höhle der Schlucht „Barranco de Chinguaro“ gefunden. Einer der Hirten wollte einen Stein auf die Figur werfen, konnte aber plötzlich den Wurfarm nicht mehr bewegen. Sein Begleiter versuchte daraufhin, mit seinem Steinmesser der Statue einen Finger abzuschneiden. Jedoch begann sein eigener Finger heftig zu bluten. Erschreckt benachrichtigten die Hirten ihren Mencey, der dem Verletzten anordnete, die Figur zu berühren. Kaum hatte er die Statue gestreift, waren die Wunden verheilt.

Nun beschloß man, die Figur zu den Höhlen des Mencey zu bringen. Einige Zeit später brachte man sie von dort aus zur Höhle Achbinico, direkt am Meer gelegen, die heute als Höhle San Blas bekannt ist. Dort blieb sie bis 1826, als sie von einer Sturmflut davongeschwemmt wurde. Man ersetzte die Marienfigur durch eine Skulptur, die der aus La Orotava stammende Künstler Fernando Estévez fertigte (weitere Informationen bietet das Buch „Del origen y milagros de la santa imagen de Nuestra Señora de Candelaria“ von Padre Espinosa).

Der wichtigste Tag des Jahres für den Ort ist der 15. August. In der vorausgehenden Nacht brechen viele Inselbewohner zur Wallfahrt nach Candelaria auf. Tausende von Gläubigen wandern dann über die Autobahn nach Candelaria, um dort auf der Plaza oder am Strand noch einige Stunden zu schlafen, bevor die Feierlichkeiten zu Ehren der Schutzheiligen der Insel beginnen. Unter den Veranstaltungen sticht besonders die Theateraufführung hervor, in der das Zusammentreffen der Guanchenhirten mit der Marienstatue nachgestellt wird.

Bummeln Sie mit uns Richtung Hafen. Wir lassen die Basilika hinter uns liegen und folgen der Straße Obispo Pérez Cáceres, der wie es scheint, wichtigsten Wallfahrtsstraße – zumindest, wenn die Zahl der Souvenirläden als Maßstab dienen kann. Vorbei an einem überdachten Ost- und Gemüsemarkt und einem Platz, auf dem heute gerade Jahrmarktsgerätschaften aufgebaut werden. Im Hafen liegen einige Fischerboote und auch Segeljollen finden sich.

Die Sonntagsbeschäftigung der Männer von La Candelaria scheint aus aktivem und passivem Angeln zu bestehen. Will heißen: Etliche Hobby-Angler versuchen, ein Schwimmtier an die Leine zu bekommen, und um jeden stehen etliche andere „Fachleute“ herum und kommentieren das Geschehen. Nebenan, in einem kleinen Innenhof, sitzt ein alter Mann und repariert die Reusen, die zum Hummer- und Langustenfang ausgelegt werden.

Haben Sie noch einen Moment Zeit? Fein, dann empfehlen wir Ihnen auf dem Rückweg noch einen kleinen Abstecher nach Igueste, einem kleinen Ort wenige Kilometer weiter auf der anderen Seite der Autobahn gelegen. Igueste ist schon deshalb sehenswert, weil es dort absolut nichts zu sehen gibt. Ein total vergessenes Bergdörfchen mit ein bißchen Weinanbau, Kartoffeln und Tomaten. Ungeheuer steile Sträßchen schreien geradezu nach ein paar PS mehr – doch der Mietwagen schafft es auch so irgendwie. Was Sie in Igueste tun sollen? Nichts, gar nichts – und das ist heutzutage eine Menge … wenn Sie wissen, was wir meinen?!

Diejenigen von Ihnen, die uns regelmäßig auf unseren Ausflügen begleiten, wissen, daß jetzt spätestens der Restaurant-Tip folgen muß. Hier ist er: El Charcito und Casa Sindo, beide mit Meerblick, in der Straße Obispo Pérez Cáceres (s.o.) sind empfehlenswert. In der Bar Pastelería Yaracuy bekommen sie „Truchas“ – ein typisches Ölgebäck aus Arafo. In der Churrería El Guanche ißt man „Churros con chocolate“ – Ölgebäck, das in heiße Schokolade eingetaucht wird. Igueste: Im Rest./Sala de Fiestas Romen sollten Sie Ziegenfleisch oder „Carne Fiesta“, eine Art Gulasch bestellen.

Und ein wichtiger Ratschlag zum Schluß: Kommen Sie nicht auf die Idee, am Strand „La Arena“ gegenüber der Basilika oder am nahegelegenen Strand von Las Caletillas zu baden. Und sollten Sie auf doch auf die Idee kommen, verwerfen Sie sie ganz schnell wieder! Hier finden in jedes Jahr mehrere derjenigen den wässrigen Tod, die Mut mit Unvorsichtigkeit verwechselt hatten!