Teneriffa Fauna

El Drago

El Drago milenario – der tausendjährige Drachenbaum – in Icod de los Vinos ist der größte seiner Gattung und das Wahrzeichen Teneriffas. Er ist lebendige Geschichte. Seine weitverzweigte Krone und sein knorrig verwachsener, mächtiger Stamm lassen die gewaltige Natur erahnen, die die Erde vor der Menschheit beherrschte. Unzählige Geschichten und Legenden kreisen um diesen gigantischen Riesen, der mit Ehrfurcht von den Tinerfeños verehrt wird. Dieser Endemit ist ein Überbleibsel aus dem Tertiär. Auch die Guanchen, Ureinwohner Teneriffas, sprachen ihn heilig, denn sein Harz galt als Wunder- und Zaubermittel. Kommt dies‘ mit Sauerstoff in Verbindung, färbt es sich purpur, wie das Blut eines Ungeheuers, daher der Name. Guanchenmumien waren mit diesem Harz einbalsamiert, Lebenskräfte versprach man sich aus allerlei Rezepten, als Lacke und Polituren diente das „Drachenblut“ einer späteren Generation. Drachenbäume blühen wahrscheinlich sporadisch. Der in Icod zeigte 1994 seine prachtvollen, bis einen Meter langen, schneeweißen Blütendolden, anschließend die rötlichen Früchte, ähnlich einer Palme. Um ihn wurde ein Park angelegt und die Straße verschwand. So wird er sich erholen können, trotz zahlreichen Auto- und Busverkehrs. Drachenbäume fielen den Frühjahrsstürmen, Blitz- und Donnerschlägen zum Opfer. Prachtexemplare aber gibt es noch einige zu sehen. Gleich in der Nähe des Ältesten, 200 m aufwärts, ragt zwischen kanarischen Häusern ein „Jüngling“ empor. Fast im Stadtzentrum von La Orotava, auch in Tacoronte, der bergabführenden Hauptstraße in einer Kurve, in La Quinta gleich mehrere, sowie in Los Realejos ein freistehender Baum, sind beim aufmerksamen Wandern zu erspähen. Seit einiger Zeit wiederentdeckt haben ihn Hobbygärtner und Landschaftsarchitekten, und so ist es eine Augenweide, ihn in Parkanlagen und sogar als Straßenbegrenzung ( zum Teresitasstrand ) wiederzufinden. Pflanzen kann man hier beliebig umsetzen, auch wenn sie schon eine stattliche Höhe erreicht haben ( siehe Baumschulen ), nur darf die beachtliche Menge an Wasser nicht vergessen werden, damit sie gedeihen können. Ein junger Drachenbaum sieht übrigens aus, wie eine Klobürste, mit einem dicklich-geraden, grauen Stamm, der am oberen Ende ringsherum abstehende, spitze Blätter trägt. Die archaische Größe eines Drachenbaumes wird einem noch mehr bewußt, wenn man weiß, daß er ja kein Baum ist, sondern ein Liliengewächs. Da er nun mal keine Jahresringe hat, ist sein Alter schwer zu schätzen. Und ist es nicht völlig egal, ob unser Drago milenario eintausend, viertausend oder vielleicht nur hunderte von Jahren auf dem Buckel hat?

Kanarische Kiefer

Auch die Kanaren-Kiefer ist endemisch und wichtigste Pflanze zur Regulierung des Wasserhaushaltes auf Teneriffa. Sie wächst in Höhenlagen von 1200 bis 2000, weit gedrungener sogar bis 2200 m. Größter Kiefernbestand hat der Esperanzawald, der dicht von den Nordhängen ab La Laguna über die Canadas bis hin zum Südwesten ausläuft. Die Kiefer wächst langsam. Einige ihrer ältesten Exemplare stehen bei Vilaflor, dem höchsten Bergdorf des Südens. Sehr gut ausgebaute Straßen führen über die ganze Insel, von wo auch immer man Wanderungen unternehmen kann. Belohnt wird man mit herrlicher Luft in absoluter Stille und phantastischen Aussichtspunkten; und ab Spätherbst mit naturechten Souvenirs, den riesengroßen Kiefernzapfen, die auch ein gutes Feuer abgeben. Regelmäßig zieht die Passatwolke durch die Wälder. Die bis zu 30 cm langen Kiefernnadeln durchkämmen diese Wolken, so daß Millionen von kleinen Tröpfchen an ihnen hängen bleiben. Scheint dazu noch die Sonne, leuchten diese in den schönsten Regenbogenfarben. Das Wasser sammelt sich, wird durch die Lava gefiltert und weitertransportiert, mit Mineralien veredelt. Bis dahin reines Naturverfahren, kommt der Mensch und bohrt Stollen in die Felsen, um die Wasseradern zu suchen und das kostbare Nass aufzufangen. Hochwertiges Trinkwasser kann man überall kaufen, selbst aus dem Wasserhahn außerhalb der Ballungszentren (wo es aus hygienischen Gründen mit Chlor versetzt werden muß), ist es einwandfrei trinkbar. Beim Wandern findet man noch viele alte Wassergalerien, aus Stein zusammengesetzte Mulden kilometerweit über die ganze Insel verteilt, die allmählich durch moderne Wasserrohre ersetzt werden. Viele künstliche Quellen befinden sich so in den Wäldern und einige von ihnen haben gar den Ruf als Quell der Unsterblichkeit. Kein Aberglaube, wenn man an Wochenenden beobachtet, wie sich die Canarios mit großen Kanistern ihre Trinkwasservorräte sichern. In den heißen Sommermonaten saugt die Sonne schneller die wenigen Wolken auf, eh‘ die Kiefer ihre Fühler ausstrecken kann. Höchste Waldbrandgefahr ! Trotz des festen Harzmantels der Kiefer fielen etliche qkm Waldbränden zum Opfer. Ein großer Teil mußte gerodet und neu aufgeforstet werden. Verkohlte Zeitzeugen findet man vereinzelt, die aber neu ausschlagen und wieder grüne, büschelartige Triebe zeigen. Ehe sie aber ihrem wichtigsten Einsatz, der Wasserversorgung, dienen können, werden viele Jahre vergehen.

Strelizie

Die Strelizie, oder Paradiesvogelblume genannt, ist eine der robustesten Pflanzen, trotz ihrer zarten Blütenerscheinung. Andere Schnittblumen, wie langstielige Rosen und Nelken, stehen in Gewächshäusern, sorgfältig mit Folie überdacht. Sie alle dienen hauptsächlich dem Export. In der Frühe geschnitten, können sie am Nachmittag in Deutschland schon in der Vase stehen. Die Strelizie verträgt Wind und Wetter, Sie findet man reichlich auf offenen Feldern, zum Beispiel im Norden Teneriffas, hinter Tacoronte unterhalb der Autobahn. Auch aus Südafrika stammend, kann sie das ganze Jahr über Blüten hervorbringen. Heute modern mit Berieselungsanlagen ausgestattet, kann man allmorgendlich die Schnitter auf den Feldern beobachten. Einige Jahrzehnte kann ein Feld viele Blütenstengel produzieren. Werden sie älter, buschiger, ertragsarmer, werden die Wuzelstöcke geteilt oder neue Wurzelstöcke gepflanzt. Aus Samen gezogen, brauchen sie etliche Jahre bis zur Blüte. In Parkanlagen, Gärten und auf verwilderten Feldern ( Los Realejos) ist sie genauso zu finden, wie in Gärtnereien und Baumschulen, die als besonderen Service die Strelizie reisefertig verpacken. Amüsant zu sehen, wie es auf dem Flughafen dann von kartonbepackten Touristen nur so wimmelt. Unbeschadet übersteht sie die Reise, nur braucht sie als Schnittblume etwas Nachhilfe. Ist ihre erste Blüte am Verwelken, hilft man der zweiten mit den Fingern vorsichtig aus ihrer festen Hülle. Bis zu vier Blüten kann ein Stengel haben und es ist keine Seltenheit, daß auch der Stengel zwei Blütenköpfe trägt. Leistet man keine Entbindungshilfe, verfaulen die Blüten und es wäre schade um die oft wochenlange Freude. Keine Schnittblume, aber eng verwand, ist die Große Strelizie, die nur in Parkanlagen wächst. Um die großen, weißen Blüten sehen zu können, muß man seinen Kopf schon in die Höhe strecken. Bis vier Meter hoch wird sie, die ebenfalls zu den Bananenstauden gehört und an ihren bananenähnlichen Blättern leicht zu erkennen ist. Ähnlich der großen Strelizienblüte, doch in gleichmäßiger, fächerförmiger Anordnung der Blätter, wächst als Zierpflanze der zur Familie gehörende „Baum der Reisenden“, der auf Teneriffa 10 Meter Höhe erreichen kann. Sehr selten zu sehen, aber um so erstaunlicher ist seine symmetrische Blattanordnung, die jeden Betrachter magisch anzieht.

Kanarische Dattelpalme

Urlaub in südlichen Regionen verbindet man mit Palmen, Strand und Sonne. Von alledem hat Teneriffa genug zu bieten. Palmen, königlich in den Himmel ragend, stehen nicht nur an Straßen, Alleen und Tankstellen. Sie gibt es noch frei in einer wilden Landschaft von unaussprechlichem Reiz. Keine Beschreibung, kein Foto oder Video kann das Lebensgefühl ersetzen, das sich bei einer Fahrt durch die Natur Teneriffas, bei Wanderungen oder Spaziergängen durch grüne Täler und zerklüftete Schluchten einstellt. Weit weg von der Zivilisation, in unbebaubaren Gebieten, entdeckt man noch die Schönheit, die einst Alexander von Humboldt so herzerfrischend pries. Die unterschiedlichsten Palmen kann man entdecken, meist in Parkanlagen und gepflegten Gärten, wie die grazile Königspalme, die stattliche Priesterpalme, die seltene Kokospalme, Bananengewächse, wie Palmen aussehend, und einige mehr; eingeführt aus Brasilien, Australien, Mittelamerika, Polynesien usw. Die kanarische Dattelpalme ist die einzig einheimische unter ihnen. Sie prägt unter anderem das unverwechselbare Gesicht der Masca-Schlucht, einst abgeschnittenes Bergdorf. An vielen unbegehbaren Hängen des Nordens ist sie zu finden, wie auch in einer imposanten Palmenallee der Universitätsstadt La Laguna. Spaßig zu beobachten, wie einheimische Straßenkehrer mit den lang geschwungenen Fiederblättern der kanarischen Dattelpalme die Straßen peinlichst sauber fegen. Bei Beschneidungen in Innenstädten entsteht viel Abfall. Bäume und Sträucher werden zurückgestutzt, daß einem das Herz blutet. Doch nicht lange und sie treiben wieder aus und zeigen ihre herrlichen Blüten in den schillerndsten Farben.

Lorbeer und Baumheide

Das Anaga – Gebirge im Nordosten Teneriffas ist eine der drei ältesten Regionen der Insel. Nur hier findet man noch Reste des ursprünglichen Lorbeerwaldes ( Laurisilva ), märchenhaft und unheimlich zugleich ist die Atmosphäre, wenn man das Auto mal stehen läßt und sich tief in das Innere des Mercedeswaldes begibt. Vorbei an Moosen und Bartflechten, an seltenen Farnen und Sträuchern, Lorbeerbäumen und Büschen, ist man in eigene Welt eingetaucht, die es heute so gut wie nicht mehr gibt. Eingehüllt in die waagerecht ziehende Passatwolke entsteht ein interessanter Wechsel zwischen Sonnenschein und Kondenslicht. Ein Aussichtspunkt ist hier von besonderem Reiz: Pico del Inglés bei knapp 1000 m Höhe. Scheint nicht ausgesprochen die Sonne (phantastischer Rundblick), steht man mitten in den feuchten Wolken, die über die Plattform fegen. Lorbeergewächse ringsherum, die nur von Fachleuten unterschieden werden können. Eine einzige wandert in den Kochtopf. Welche ? Sicher diese, dessen Baum kaum noch Blätter trägt. In dieser Gesellschaft findet man auch die Baumheide, Erica, die stattliche 7m erreichen kann und viele Gagelbaumarten ( Fayal-Brezal). Selbst im Orotavatal ( monte verde ) stehen Ericabäume mit einer Höhe von mehreren Metern. Die im Frühling zauberhaft weiß blühende Heide wächst an vielen Hängen, auch an Straßenrändern, so daß man kein ausgesprochener Kletterfreak sein muß, um die Botanik Teneriffas erforschen zu können.

Hibiskus, Jacaranda und andere Heckenpflanzen

Ja richtig, der Hibiskus oder chinesische Roseneibisch ist auf Teneriffa Heckenpflanze, Strauch oder Baum. Möchte man sich zu Hause mit der neuentstehenden Blüte, die ja nur einen Tag hält, am liebsten einschließen, daß ja keine Zugluft entsteht, man sich verzweifelt fragt (in einem Zwiegespräch mit seiner Pflanze), ob die Erde doch etwas zu feucht ist, oder man falsch beschnitten hat, kommen hier die vielen, fleißigen Gärtner mit großen Heckenscheren und ritsch ratsch, liegt die Blütenpracht in weiß, weiß-rosa, rosa, rosa-gelb, gelb, gelb-rot, rot, rot-orange, weiß-orange, weiß-rot…, glatt, fiederig, einfach, doppel-blütig in großen, weitgeöffneten Trichtern auf dem Weg. Der Magen krampft sich bei diesem Anblick zusammen und insgeheim flucht man über die herzlosen Schlächter, die, ohne mit der Wimper zu zucken, ihre Arbeit verrichten. Doch, siehe da, kaum hat man sich umgedreht, sprießt es schon wieder aus allen Ecken und Enden. Und schaut man sich die dicken Stämme an, kommt man ins Grübeln und fragt sich, wo bin ich hier gelandet ? Im Paradies ? Ja, auf Teneriffa!

Ebensolche Blütenpracht zeigen auch andere Malvengewächse; die ornamentartigen Passionsblumen; die auffallend blütenreichen Bougainvillen in leuchtenden Farben von blaßrosa über rostfarben bis hin zu hell- und dunkelrot und der grellvioletten, die Mauern und Zäune bedecken. Von der Kletter- zur Schlingpflanze und wieder eine Abwechslung, der Goldkelch mit kräftigem Blattwerk und großen, gelben Blüten. Wo man auch hinkommt, ob Stadt oder Land, das leuchtende Orange der Feuerbigonie ist Blickfang und verdeckt einfache Steinmauern durch schnellen Wuchs und Blütenreichtum. Der Jacaranda, auch falscher Palisander genannt stammt aus Brasilien. Fast ganzjährig trägt der Baum seine feingliedrigen farnähnlichen Blätter. Zur Blütezeit (März) wirft er sie zum Teil ab. Dann beginnen an weitverzweigten Ästen hellblau – zartviolette Rispen zu blühen. In windgeschützten Gegenden ist er besonders blütenreich, wo er durch genug Feuchtigkeit auch viele Blätter behält. Es ist ein phantastischer Anblick : inmitten des Grüns pastellfarbene Blüten, die sich sanft im Blau des Himmels abzeichnen. Unweigerlich wird jeder Betrachter magisch angezogen. Aus den entstehenden großen, runden Samenkapseln läßt er sich gut vermehren. Ob er jedoch zu Hause einmal Blüten tragt, hängt von der Höhe des Wintergartens ab.

Der Jacaranda ist einer von vielen Frühlingsboten. Möchte man die Blütezeit nicht verpassen, sollte man sich aber ein ganzes Jahr auf Teneriffa einrichten. Zum Jahreswechsel blühen Orchideenbäume in violett und weiß, Mandelbäume von Dezember bis März (von Süd nach Nord), deren süße Früchte ab Herbst reif sind; Oleanderbäume mit üppiger Krone in weiß, rosa und rot; der Frangipani mit weißgelben, wachsähnlichen Blüten und kuriose Formen der Leguminosen, wie der Korallenbaum, zeigen sich im Sommer bis in den Herbst hinein. Besonders kunstvolle Exemplare, wie der Paradiesvogelstrauch und die stachlige Parkinsonia, deren Blüten wie Blumengebinde aussehen, schmücken besonders den Norden der Insel. Ganz gleich also, wann ein Urlaub geplant ist, zu jeder Zeit kann man sich von dieser Vielfalt in Form und Farbe selbst überzeugen, denn keine Beschreibung kommt der Phantasie der Natur gleich.

Richtig romantisch aber wird es, wenn man noch verwilderte Anlagen entdeckt, wo sich die Natur frei entfalten kann und sogar auf den Dächern Blüten hervorsprießen. Gäbe es aber keine fleißigen Gärtner, würden alle Straßen der Insel in kürzester Zeit überwuchert, alle Gehwege versperrt sein. Und das wäre dann nicht einmal im Sinne der einheimischen Bevölkerung, die ihren Paseo über alles liebt, ihren Spaziergang nach Sonnenuntergang, um zu sehen und gesehen zu werden, um sich ausgiebig zu unterhalten und, was noch wichtiger ist, um sich kennenzulernen und zu flirten. Ein Paradies für Mensch und Natur !