Nach der Eroberung

Und dann tat der König etwas, das hatten Könige damals so an sich: Er verschenkte etwas, was ihm gar nicht gehörte! Er verschenkte die Kanarischen Inseln an einen Adligen, natürlich unter der Bedingung, daß dieser Edle dieses Geschenk erst einmal für seinen allerchristlichsten Landesherrn erobern mußte.

Da der solcherart ausgezeichnete aber sein bequemes Wohlergehen nicht gegen das vielleicht ruhmvolle aber doch nicht ganz gefahrlose Schicksal eines Konquistadors vertauschen wollte, gab er dieses ihm unheimliche Geschenk an seinen Vetter, einem normannischen Edelmann weiter.

So kam es, daß im Jahre 1402 n. Oh. der Normanne Jean de Bethencourt die Insel Lanzarote eroberte und kurz darauf Fuerteventura, El Hierro und La Gomera.

Erst rund 75 Jahre später gelang es den Spaniern auch Gran Canaria in ihren Besitz zu bringen. Von dort aus eroberte Alonso Fernandez de Lugo, nun bereits im Auftrag der katholischen Könige (Isabella und Ferdinand ), die Insel La Palma.

Derselbe Lugo landete danach am 1. Mai 1494 in der Bucht von Anaza auf Teneriffa, an der Stelle, wo sich heute die Inselhauptstadt Santa Cruz erstreckt, und begann von hier aus seinen blutigen Eroberungsfeldzug. Ende Mai stellten sich die Einwohner Teneriffas zur ersten großen Schlacht in der Schlucht von Acentejo im Norden der Insel nahe dem Ort, der jetzt La Matanza heißt. Dieses Unternehmen endete katastrophal für die Eroberer – Lugo konnte sich mit nur wenigen Überlebenden (unter Zurücklassung seiner Geschütze und einiger Zähne, die ihm ein von einem Gegner geschleuderter Stein ausgeschlagen hatte) über den Gebirgsrücken flüchten und seine Schiffe erreichen.

Auf Gran Canaria stellte er eine neue und noch stärkere Streitmacht auf und kehrte noch vor Ende des Jahres nach Teneriffa zurück. Die ersten Scharmützel auf der Hochebene an einem See, wo später die Stadt La Laguna gegründet wurde, konnten die Spanier für sich entscheiden.

Zur Entscheidungsschlacht kam es unweit der Stelle, an der die Spanier ihre vernichtende Niederlage erlitten hatten und endete am 25. Dezember 1495 mit dem Sieg Lugos – der Ort heißt heute La Victoria.

In den nächsten Monaten kam es aber dennoch immer wieder zu bewaffnetem Widerstand in den nördlichen und westlichen Teilen der Insel. Gegen die besser bewaffneten Spanier hatten aber Einzelaktionen keine Chance, so daß sich dann die Guanchen, wie die Ureinwohner Teneriffas genannt wurden im September 1490 ihrem Schicksal ergaben.

Damit konnte die Eroberung des Kanarischen Archipels durch die Spanier nach 94 Jahren abgeschlossen werden. Und das sagt doch wohl einiges über die Tapferkeit und vor allem den Mut aus, mit dem die Ureinwohner ihre Freiheit verteidigten, denn man darf nicht vergessen, daß die Spanier schon damals über Feuerwaffen verfügten, während die Kanarier noch auf dem technischen Niveau der Jungsteinzeit standen.